Die Geschichte des Betriebsgebäude Muhen fängt im Jahr 2009 mit einer neuen Liegenschaftsstrategie an. Die Stiftung Wendepunkt suchte und erwarb eine bescheidene Landwirtschaftsreserve in Muhen.
Zwei Jahre später nahm die Geschichte Fahrt auf. Auf der bescheidenen Landwirtschaftsparzelle wurde ein zweckmässiges Gebäude geplant. Alles ging seinen Gang, bis eines Tages das Telefon bei Sascha Lang, Vorsitzender der Geschäftsleitung, klingelte.
Ein kleiner Anruf mit grosser Wirkung
Der Anrufer besass ein grosses Gebäude direkt angrenzend zu der Parzelle der Stiftung Wendepunkt, auf der der Neubau geplant war. Der Besitzer fragte an, ob die Stiftung Wendepunkt nicht Interesse hätte, das Gebäude zu kaufen.
Sascha Lang, als Vorsitzender der Geschäftsleitung, bereits mitten in der Planung – und dann kommt plötzlich dieser Anruf?
Sascha: «Ja, dieser Anruf kam sehr überraschend, damit hatten wir im Vorfeld nicht gerechnet. Das Angebot fand ich persönlich sofort spannend. Natürlich hat es gleichzeitig viele Fragen aufgeworfen – passt es in unsere Strategie, oder können wir das überhaupt finanzieren.»
Was hat dann schlussendlich überzeugt, grösser zu denken und zu bauen?
Sascha: «Wir haben das Ganze intensiv geprüft. Es ergab sich durch die neue Ausganglage aus unserer Sicht neue unternehmerische Chancen in der Weiterentwicklung. Gemäss der damaligen Analyse wurde der Bedarf an geschützten Arbeitsplätzen sehr hoch eingeschätzt. So bekamen wir auf einmal – dank eines grösseren Betriebsgebäudes – auch die Möglichkeit mehr Plätze anzubieten und Bereiche auszubauen, wie in der Gastronomie mit einer grösseren Produktionsküche oder der Umzug der Konditorei von Gontenschwil nach Muhen. Zuvor wären es viel engere Platzverhältnisse gewesen.»
Anfangs 2012 ging es dann sportlich weiter. Der Stiftungsrat gab grünes Licht für den Kauf der Liegenschaft und dem vorgeschlagenen Projekt der Architekten. Diese standen bereits in den Startlöchern und gaben Vollgas zur Umsetzung.
Wo lagen plötzlich die Herausforderungen in der Ausarbeitung?
Sascha: «Wie bei praktisch jedem Bauprojekt wurde klar, dass das Bauprojekt mehr kosten wird, als ursprünglich geplant. Unser visionäre Stiftungsrat hielt dennoch an seinem Beschluss fest. Es war nicht nur ein grosses, sondern auch ein besonderes Gebäude, das entstehen sollte und unsere Vision unterstützte, Menschen erleben Wendepunkte.»
Was hat es bis zum Meilenstein am 8. April 2013 alles gebraucht, damit die Baubewilligung erteilt wurde?
Sascha: «Wir hatten das Baugesuch eingegeben, doch zuerst wurde es abgelehnt. Da im Richtraumprogramm, worin 25 Jahre voraus geplant wird, die Eventualität vorgesehen war, dass ein zweites Bahngleis gebaut werden könnte. Wir haben dann den Dialog am runden Tisch gesucht und es wurde gemeinsam Lösungen gefunden. So konnte die Baubewilligung final erteilt werden. Darüber waren wir sehr dankbar.»
Wenig später starteten die Bauarbeiten. Doch wie es bei vielen Bauprojekten so ist, passieren auch Zwischenfälle. Im November 2013 blies ein Herbststurm so heftig, dass das Baugerüst auf die kleine Bahntrasse fiel. Spätestens jetzt wusste der ganze Kanton Aargau, dank der Medien, dass die Stiftung Wendepunkt ein neues Gebäude baute.
Im Herbst 2014 war es dann so weit. Das Gebäude konnte feierlich eingeweiht und bezogen werden. So endet die kleine Geschichte des grossen Gebäudes und nun beginnt die grosse Geschichte all der Menschen, die in diesem Gebäude von da an bis heute arbeiten und darin Wendepunkte erleben.
«Wir sind Gott für die Versorgung und allen Beteiligten für die grossartige Umsetzung dankbar. Unsere Anliegen und Bedürfnisse wurden von den Architekten von Anfang an verstanden. Wir freuen uns, dass unter dieser neuen Dimension ein Gebäude entstehen durfte, dass Menschen bis heute attraktive Arbeitsplätze ermöglicht, und wir sehen, was im Leben vieler Menschen daraus entsteht.»
Sascha Lang, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Stiftung Wendepunkt
Markus Hoffmann, Standortleitung Arbeiten Muhen, was macht den Alltag im Betriebsgebäude so wertvoll?
Markus: «Unsere Werte „Menschen stehen im Zentrum“ leben wir unabhängig davon, ob wir mehr oder weniger Platz haben. Wir sind jedoch dankbar, dass mit dem neuen Gebäude viel mehr Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Wenn Wertschätzung in der Begleitung und Förderung der Klientinnen und Klienten ankommt, gibt es für uns nichts Schöneres, als über die daraus entstandenen Wendepunkte im Leben eines einzelnen Menschen zu staunen.»
«Ich freue mich an der achtsamen und wertschätzenden Kultur am Standort Muhen, die von den Mitarbeitenden aktiv gelebt wird und so den Arbeitsalltag belebt sowie Veränderung in Menschen schafft.»
Markus Hoffmann, Standortleitung Arbeiten Muhen, Stiftung Wendepunkt
Welche Dienstleistungen werden in Muhen erbracht?
Markus: «In der Konditorei bieten wir als Dessertspezialist heute vier Sortimentsgruppen an: Glace, Confiserie, Stückli und Torten. Alle von Hand produzierten Produkte sind zudem individualisiert als Firmengeschenke auf Anfrage erhältlich. Weiter ist unsere Glace auch für Events mit einer Kühltruhe mietbar. Über den Webshop mundart.shop kann man auch Familie, Freunde, Geschäftskunden und Mitarbeitende beschenken und süsse Grüsse per Post schweizweit verschicken. Ein Blick lohnt sich. Dann sind unsere Räumlichkeiten in Muhen auch für grössere Events, Veranstaltungen oder Workshops buchbar. Unser Genussmanufaktur-Team verpflegt und verwöhnt die Gäste mit feinen Köstlichkeiten, ob am Buffet oder mit Fullservice. Inspiriert wird man unter wende-genuss.ch. Werktags wird in unserer öffentlichen Betriebskantine rund ums Jahr Znüni, Zmittag und Zvieri angeboten.
In unserer Montage Logistik Abteilung bieten wir als verlängerte Werkbank Firmen unser langjähriges Knowhow an. Praktisch findet das in der Verbindungstechnik statt wie z.B. in der Elektromontage oder auch in der Konfektionierung und bei Verpackungsarbeiten. Unsere Stärken liegen in der grossen Flexibilität, kurzfristig, mit viel Manpower von sehr einfachen seriellen Arbeiten bis hin zu fachlich komplexen Aufträgen wie z.B. Zusammenbau von Thermostaten, Armaturen, Leuchten, etc.»
Gibt es besondere Wendepunkte und Geschichten aus dem Betriebsalltag zu erzählen, die euch persönlich berührt haben?
Markus: «Fürs Jubiläum sollten alle für ein Foto zusammenstehen. Eine junge Frau blieb abseits, als ich die Gruppe dazu aufforderte. Ich spürte ihre Überforderung und bot ihr an, sich auf mein Zeichen nur ganz kurz näher hinzustellen. Später erfuhr ich, dass sie massive Angstzustände hat und sich sehr über den Erfolg gefreut hat, es nur ganz kurz geschafft zu haben, und so bei einer Gruppe und ein Teil von allen sein zu können. Und ich habe mich darüber gefreut, dass es mir gelungen ist, ihr, ohne es zu wissen, ein wenig aus ihrer Komfortzone herauszuhelfen.»
Wie wurde das zehnjährige Jubiläum gebührend gefeiert?
Markus: «Im Rückblick haben wir gemeinsam Bilder aus den Anfängen angeschaut und Zeitzeugen berichteten, wie sie die Entstehung des Betriebsgebäudes vor zehn Jahren erlebt haben. Zur Veränderung gehört auch das Überwinden von Hindernissen. Die daraus entstandene Dankbarkeit bekam Ausdruck durch das Steigenlassen von Ballonen. Im Anschluss wurde in einem kleinen Apéro auf dieses schöne Gebäude angestossen.»
Auf was freut ihr euch in den nächsten zehn Jahren?
Markus: «Wir leben in einer sehr spannenden, sich stark wandelnden Gesellschaft und Wirtschaft. Dabei stehen die Bedürfnisse unserer Klientinnen und Klienten und unseren Firmenkunden im Zentrum. Darauf eingehen zu können, heisst, sich stetig auf Neues einzustellen. Das kann manchmal auch herausfordernd sein, hat aber zugleich eine belebende Wirkung auf die Zusammenarbeit. Dies erfahren wir aktuell beispielsweise im Aufbau eines neuen Angebots mit einem Kreativ- und Werkatelier.»
Sascha: «Die Bedürfnisse der Zukunft verändern oder entwickeln sich weiter. Das heisst für uns als Stiftung Wendepunkt in Bewegung zu bleiben und unsere Wandel- und Innovationsfähigkeit zu stärken. So können wir mit Kunden und Partnern gemeinsam gesellschaftsrelevante Lösungen erarbeiten und neue Angebote anbieten. Über ein grosszügiges Gebäude wie in Muhen zu verfügen, ermöglicht uns viel Gestaltungsraum und hilft dabei Anpassungen schnell und wirksam umzusetzen.»
Sascha und Markus, herzlichen Dank für das Interview und diese Einblicke.
Simone Frei
Leitung Unternehmenskommunikation | Kundenservice