Wo Funken springen und Späne fliegen

Die Stiftung Wendepunkt ist eine dynamische Sozialunternehmung im Kanton Aargau mit einer breiten Palette an marktwirtschaftlichen und sozialen Dienstleistungen. Mittendrin bin ich als Arbeitsbereich Garage Metallwerkstatt. Meine Wurzeln habe ich in Oftringen. Bereits seit den Anfängen des Sozialunternehmens. Damals hörte ich noch auf den Namen Garage/Schlosserei. Bei mir drin sah es alles andere als hell und geräumig aus. Aber lassen wir die Vergangenheit.

Dem Herzschlag folgen

Vor zirka drei Jahren machten sich erste Anzeichen einer Veränderung bemerkbar: Männer mit Rollmetern nehmen von mir Mass, schreiben Länge, Breite und Höhe auf, zeichnen Pläne und beraten, was in Zukunft wo untergebracht werden soll. Ihre Absicht ist, Raum und Infrastruktur zu optimieren und mich als Teilbereich Schlosserei in eine Metallwerkstatt umzufunktionieren. Einer, der vor allen anderen davon geredet hat, ist Bereichsleiter Tom Frehner. Ohne seine Ideen an die grosse Glocke zu hängen, ist er seinem Herzschlag gefolgt: Weil die Fahrzeuge in den letzten 20 Jahren technisch so anspruchsvoll geworden sind, können Klientinnen und Klienten ohne Vorwissen nicht mehr direkt in der Garage eingesetzt werden. Also schwebt ihm eine Art «Aufbauprogramm» mit niederschwelligen repetitiven Facharbeiten in einer Metallwerkstatt vor, in welcher neben Schweiss- und Lötarbeiten auch zugeschnitten, gebohrt, montiert und allerhand mechanische Handarbeit ausgeführt werden. Auf diese Weise würden Teilnehmende schrittweise an komplexere Arbeiten herangeführt, sodass sie später – je nach Begabung – auch in der Garage mitarbeiten könnten. Ein weiterer Pluspunkt dieses Vorhabens: zusätzliche Plätze für Klientinnen und Klienten, was von zuweisender Stelle begrüsst würde.

«Zurückblickend auf meine 18 Jahre als Bereichsleiter freue ich mich über die Vielfalt der Garage Metallwerkstatt und die damit verbundenen Möglichkeiten für Klientinnen, Klienten und Auftraggebende.»

Tom Frehner, Bereichsleiter Garage Metallwerkstatt

Mit Kopf und Hand am Werk

So kommt es, dass die Umbauarbeiten beginnen: Es entsteht eine klare Raumaufteilung zwischen Garage und Metallwerkstatt. Der Bürocontainer wird durch grosszügige Büros im ehemaligen Produktionsraum der Konfektionierung (jetzt in Rothrist) ersetzt. Über Bauplänen wird gebrütet und Prospekte werden studiert. Maler, beladen mit Leiter, Eimer und Pinsel verpassen mir in Kürze ein neues farbliches Outfit. Es wird gerechnet, diskutiert und telefoniert. Turbulent geht es oft zu und her. Ob das alles wohl gut kommt? Doch die Stimme meines «Chefs» beruhigt mich. Ich merke, dass er den Überblick behält und nichts dem Zufall überlässt.

Die Werkstatt

Seit Anfang 2019 schreibe ich nun als Garage Metallwerkstatt an der «Wendepunkt-Geschichte» mit. Zum bestehenden Raum für Schlosserarbeiten sind noch weitere dazugekommen. Als eigentliche Metallwerkstatt bin ich in der Halle Nord im angebauten Neubau untergebracht. Ein Falttor ermöglicht, dass das zu verarbeitende Material problemlos zu mir oder in den Lagerraum transportiert werden kann. Verschiedene Maschinen gehören zu meiner Infrastruktur: eine Schleifmaschine sowie eine Bohr- und Mehrspindelbohrmaschine zum Anfertigen von Löchern und Gewinden. An der Wand steht die Metallsäge mit elektrischem Messrollband und integriertem Anschlag. Hier werden Aluminium- und Metallprofile für spezifische Aufträge millimetergenau zugeschnitten. Dank der Schutzvorrichtung und der automatischen Masseinstellung können Klientinnen und Klienten selbstständig daran arbeiten. Der angrenzende Raum dient als Lager. Fertigmaterial auf Paletten steht zum Abtransport bereit; auf Gestellen stapelt sich Rohmaterial von Kunden für eingehende Aufträge. In einem weiteren Raum werden die bei mir vorgefertigten Aluminiumprofile für Bodenmatten, respektive Eingangsschmutzschleusen bei Geschäften mit einem Stahldrahtseil auf Mass fixiert, bevor ein Teppich-Rips oder eine Bürsteneinlage eingezogen wird.

  1. Blick in die Schlosserei von damals …
  2. … und in die heutige Metallwerkstatt. Zur Infrastruktur gehört unter anderem eine Metallsäge.
  3. Gruppenleiter Joël Bärtschi erklärt einem Klienten die Einstellung des Messrollbands mit integriertem Anschlag.
  4. Auch Schweiss- und Lötarbeiten gehören nach wie vor zum «daily business» der Metallwerkstatt.
  5. Metallstangen werden auf Mass zugeschnitten und einzeln entgratet (nachgeschliffen).
  6. Nach dem Schleifen werden die Stangen mit Montagefüssen und weiteren Zubehörteilen bestückt.
  7. Zum Schutz werden die Stangen einzeln mit einer speziellen Folie umhüllt (eingeschrumpft).
  8. Danach etikettiert, auf Paletten gesetzt und befestigt.
  9. Der Auftrag ist erledigt und nun transportbereit.

Vielseitigkeit ist Programm

Ich liebe es, wenn Funken springen, Späne fliegen, die Säge kreischt, die Schleifmaschine zischt und der Bohrer surrt! Dann bin ich richtig in meinem Element. Keine Spur von Langeweile. Noch mehr Aufträge? Na, klar! Denn auf diese Weise entwickle ich mich weiter. Und nicht nur ich. Auch diejenigen, die hier arbeiten. Viele sind aus einem bestimmten Grund bei mir: auf Lehrstellensuche, stellenlos oder sonst Pech im Berufsleben. Aber hier erhalten sie eine neue Perspektive. Das Wissen, dass sie als Team Arbeiten erledigen, wofür Firmen Zeit und Manpower fehlen, motiviert sie. Nehmen wir als Beispiel die Hilti AG, Spezialistin für Befestigungstechnik (siehe in der Bildstrecke). Für sie schneiden wir an der Metallsäge Profile sorgfältig und exakt zu, welche in einem anderen Arbeitsbereich der Stiftung Wendepunkt zu modularen Schienensystemen für verschiedene Installationen vormontiert werden. Zwar trauen sich einige der Klientinnen und Klienten zuerst nicht so recht an die Maschinen. Aber diese Phase ist meist von kurzer Dauer. Dann arbeiten sie, was das Zeug hält. Und das Beste: Wenn sie nicht weiterwissen oder Fragen haben, ist Gruppenleiter Joël Bärtschi rasch zur Stelle, berät, hilft weiter oder legt selber Hand an. Er ist auch derjenige, der ein Auge auf Ausführung und Qualität hat. Denn Kundenzufriedenheit ist das A und O jedes Auftrags.

«Mein Wunsch ist, dass ich zwischen den Aufträgen den Klienten anhand von Übungswerkstücken das Arbeiten mit Metall näherbringen und dadurch die Vielseitigkeit des Berufs Polymechaniker aufzeigen kann.»

Joël Bärtschi, Gruppenleiter Metallwerkstatt

Und so wünsche ich mir, weiter zu wachsen: um Klientinnen und Klienten auf ihrem Weg der beruflichen Integration zu unterstützen und für Firmen eine interessante Partnerin als verlängerte Werkbank zu bleiben oder neu zu werden.

Mehr zum Angebot
Garage Metallwerkstatt | Stiftung Wendepunkt


Regine Frey-Eichenberger
Autorin