Februar 2017. Der stellensuchende Familienvater aus Sri Lanka tritt in die Stiftung Wendepunkt ein. Ziel: einen externen Einsatz im ersten Arbeitsmarkt mit Aussicht auf eine Anstellung zu absolvieren. Schnell zeigt sich, dass Thivaparan gut arbeitet und fit für den ersten Arbeitsmarkt ist.
Die erhoffte Anstellung bleibt jedoch aus. Nach Programmabschluss übergibt der zuständige Job Coach das Dossier seines Schützlings mit dessen Einverständnis der Drehpunkt Personal GmbH, weil er der Ansicht ist, dass Thivaparan die geringen Arbeitserfahrungen mit seinem Charakter und seinem Arbeitswillen wettmacht und eine Chance auf Stellenvermittlung verdient.
Eine Tür geht auf
Juli 2017. Die Sager AG1 in Dürrenäsch, eine langjährige Kundin des Drehpunkts, meldet, dass sie einen temporären Mitarbeiter in der SAGLAN-Produktion braucht. Melanie Troxler, zuständige Personalberaterin, durchforstet die Vermittlungskartei, stösst aufs Dossier von Thivaparan und erinnert sich wieder an die Empfehlung des Job Coachs der Stiftung Wendepunkt. Doch vor Einsatzbeginn gilt es eine zusätzliche Hürde zu nehmen. Aufgrund des Flüchtlingsstatus von Thivaparan muss nämlich ein gebührenpflichtiges Gesuch um Arbeitserlaubnis beim Migrationsamt eingereicht werden. Er scheut Kosten und Weg nicht und bringt Frau Troxler gleichentags die geforderten Ausweise fürs Gesuch nach Muhen. Wenige Stunden später gibt er die Unterlagen auf dem Amt in Aarau ab. Drei Tage danach beginnt der Temporärmitarbeiter seinen ersten Einsatz bei der Sager AG. Nach Unterbrüchen folgen weitere. Sein Vorgesetzter ist zufrieden mit Thiva, wie sie ihn einfachheitshalber nennen. Einzig die Kommunikation gestaltet sich schwierig. Auflage – ein Deutschkurs.
Einblick in Thivaparans Arbeit und Alltag
Zweifache Unterstützung
Thivaparan lässt sich dadurch nicht entmutigen, ist aber dankbar, dass Melanie Troxler ihn auch im Finden eines Deutschkurses unterstützt. Sie meldet ihn an, koordiniert Kursdaten und Schichteinteilung mit der Firma und stellt das Gesuch um finanzielle Beiträge bei temptraining2, dem Weiterbildungsfonds der Temporärbranche. Zufällig vernimmt die Personalberaterin, dass Thivaparan zurzeit mit dem Velo zur Schichtarbeit fährt und drei Stunden für den Hin- und Rückweg in Kauf nimmt. Grund: Die Reparaturkosten für sein Auto übersteigen sein Budget. Troxler bespricht die Angelegenheit mit ihrem Vorgesetzten. Es wird beschlossen, die Reparaturkosten aus dem Sozialfonds des Drehpunkts3 zu bezahlen. So kommt es, dass Thivaparan einen Deutschkurs besucht und wieder mit dem Auto zur Arbeit fährt.
«Wer Einsatz und Wille zeigt, unterstützt man gerne.»
Melanie Troxler, Personalberaterin Drehpunkt Personal GmbH
Die Entscheidung fällt
Juni 2018. Vierter Temporäreinsatz bei der Sager AG. Thivaparan ist im Produktionsablauf vor allem in der Endkontrolle tätig. Hie und da palettiert und verpackt er Glaswollplatten-Pakete von Hand oder führt Putzarbeiten aus. Ende September trifft das Erhoffte ein: Er unterschreibt seinen ersten unbefristeten Arbeitsvertrag in der Schweiz und gehört ab 1. Oktober 2018 zur 150-köpfigen Mitarbeiter-Crew.
«Thivaparan ist ein sehr guter und zuverlässiger Arbeiter und passt bestens ins Team.»
Michael Preiser, Produktionsleiter SAGLAN
Alle, die an ihn geglaubt und ihn unterstützt haben, freuen sich mit ihm. Thivaparan selber meint strahlend: «Die Arbeit gefällt mir, der Chef ist sehr gut und ich bin im Team integriert.» Was will «Mann» da noch mehr?
1 Die Sager AG in Dürrenäsch ist bekannt für innovative Wärme- und Schalldämmungsprodukte mit viel Energiesparpotential. Seit 1949 prägt das Unternehmen den Schweizer Dämmstoffmarkt mit und gilt mit ihren Produkten SAGEX, SAGLAN und PIPELANE als entscheidender Impulsgeber in Sachen Dämmen. Der Familienbetrieb beschäftigt rund 150 Mitarbeitende.
2 temptraining bietet subventionierte Weiterbildung für Temporärarbeitende, die dem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) Personalverleih unterstehen. Unterstützt werden Kurse, die Personen im Beruf weiterbringen und sie fit für die Zukunft machen.
3 Sozialfonds der Drehpunkt Personal GmbH: Ein Teil des Gewinns zahlt die Drehpunkt Personal GmbH in den von ihr geschaffenen Sozialfonds ein. Die Gelder kommen Temporärmitarbeitenden in speziellen Situationen zugute.
Regine Frey-Eichenberger
Autorin