Miniaturwelt Smilestones mit SOVA-Spuren

Ich sitze in der S9 Richtung Schaffhausen. Mein Ziel: Neuhausen Rheinfall. Kurz vor der Haltestelle werfe ich einen Blick auf das berühmte Wasserschauspiel, welches jährlich rund 1.5 Mio. Besucher anlockt. Doch meine Mission führt mich an einen anderen Ort: aufs nahgelegene SIG-Areal. Dort, in einem der vielen Gebäude kann ich den Rheinfall und weitere Schweizer Sehenswürdigkeiten im Hosensackformat bestaunen. 

Smilestones heisst die seit November 2018 bestehende Miniaturwelt. Zwölf Monate haben die Initianten daran geplant, getüftelt und gebaut bis die erste Etappe «vom Säntis bis zum Rheinfall» im Massstab 1:87 erstellt gewesen ist.

Spuren der SOVA GmbH

Einer, der früh mit Smilestones in Berührung kommt, ist Patrik Stutz. Den ausgebildeten Schreiner lässt die Idee nicht mehr los. Doch er trägt noch eine andere Vision in seinem Herzen: beeinträchtigte Menschen in Arbeitsprozessen integrieren und begleiten. Das nötige Rüstzeug beschafft er sich, indem er die Ausbildung zum diplomierten Sozialmanager bei der SOVA Social Value GmbH im aargauischen Muhen absolviert, einer Tochterunternehmung der Stiftung Wendepunkt. Just während dieser Ausbildung konkretisiert sich das Projekt. Für Stutz ist klar: Er ist dabei, vorausgesetzt, dass auch sein Herzensanliegen darin Platz hat. Und dafür gibt es grünes Licht! Während der nun folgenden Monate pendelt Stutz als zukünftiger Leiter Anlagebau zwischen dem Schreiben der Diplomarbeit «Businessplan für die Abteilung Schreinerei mit Integration von beeinträchtigten Menschen» und dem Aufbau der ersten Miniaturwelt-Etappe hin und her.

Patrick Stutz, diplomierter Sozialmanager, Abteilungsleiter Anlagebau und Mitglied der Geschäftsleitung, freut sich, dass beeinträchtigte Menschen mit ihren Fähigkeiten hier mitarbeiten. Sein Traum hat sich erfüllt. (Bildquelle: Smilestones AG)

Das breite Know-how der Sozialmanagerausbildung kommt Patrik Stutz beim Aufbau des Bereichs Anlagebau und beim Konzept «Integration von beeinträchtigten Menschen» zugute. Das professionelle Begleiten durch die SOVA während der Diplomarbeit weist ihn zudem auf wichtige Punkte hin und stärkt ihm den Rücken. Im Juni 2018 ist es soweit: Stutz nimmt sein Diplom als Sozialmanager entgegen. Fünf Monate später öffnet die Miniaturwelt Smilestones ihre Türen. Projekt und Herzensanliegen sind Realität.

Auf Entdeckungsreise

Zurück in der Miniaturwelt. Was es auf der 130 Quadratmeter grossen dreidimensionalen Modellanlage nicht alles zu sehen und zu entdecken gibt! Durch die aus Styropor und Gips modellierte Landschaft mit ihren verblüffend echt nachgebildeten Städtchen, Weinbergen, Burgen und Seen schlängeln sich Modelleisenbahnen und -autostrassen. Unzählige Geschichten mit witzigen Details spielen sich darin ab: Die Appenzeller versammeln sich auf dem Dorfplatz zur Landsgemeinde. Während ein Mann seinen ferngesteuerten Helikopter startet, steht in einer Waldlichtung eine Frau Modell für ein Aktbild. Ein ausgebüxter Stier nimmt den Kampf gegen einen Smart auf und mitten in der bäuerlichen Liliputlandschaft steht ein Bett im Kornfeld – Erinnerungen an den gleichnamigen Schlager von einst werden wach! Auch Namen von lokalen Firmen sind auf Gebäuden, Fahrzeugen oder Plakaten zu erkennen. Bewusst eingesetzt, weil Werbeeinnahmen die Anlage am «Laufen» erhalten. Per Knopfdruck können Besuchende der Miniaturwelt sogar Leben einhauchen, so dass sich beispielsweise die Gondel zum Säntis in Bewegung setzt oder Velofahrer ihre Runden drehen.

Majestätisches Dreigestirn fehlt nicht

Seit Ende September ist nun auch der zweite Abschnitt in Betrieb. Auf 120 Quadratmetern ragen Eiger, Mönch und Jungfrau sowie das Matterhorn in die Höhe. Eingebettet in diese Bergwelt Orte wie Interlaken, Kleine Scheidegg und Mürren mit Schilthorn. Diese und jeder weitere thematische Meilenstein – Winterbergwelt, Energie, Vergangenheit, Zukunft – werden während des Betriebs stetig erweitert. Auf diese Weise erleben die Besucher die Entstehung hautnah mit, und Smilestones kann fortlaufend Einnahmen generieren.

Von der Idee zur Realisation

Raphael Meyer, Initiant und Vater von Smilestones, ist vor neun Jahren durch einen Fernsehbericht auf das weltberühmte Miniaturwunderland in Hamburg gestossen. Die Idee, ein Schweizer Modell zu bauen, lässt den Miniaturwelten-Fan nicht mehr los. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort kommt er in Kontakt mit der Firma Reasco in Neuhausen, mit welcher er auf dem SIG-Areal die idealen Räume findet. Meyer, heute Kreativdirektor und Leiter Aufbau/Gestaltung, ist der Ideenlieferer der einzelnen Miniaturweltetappen. Zusammen mit externen Experten überlegt er die technische Umsetzung und erstellt eine Vorplanung, welche die Leiter Anlagebau und Technik auf Umsetzungstauglichkeit prüfen. Danach geht’s an die Detailplanung und den Bau des neuen Meilensteins.

Fachlich breit abgestützte Crew

Momentan sind 24 Mitarbeitende unterschiedlicher Berufsgattungen, darunter auch Menschen mit Beeinträchtigung, in den fünf Unternehmensabteilungen tätig. Mit der Integrationsarbeit öffnet Smilestones Menschen mit besonderen Bedürfnissen die Tür in den ersten Arbeitsmarkt und bietet ihnen ein Umfeld, in welchem sie ihre Begabungen einsetzen und an sinnvoller Arbeit teilhaben können. Unterstützt wird Smilestones von Mitschaffe.ch und Altra, beide erfahren im Integrationsbereich.

Für die Detailarbeit braucht es eine ruhige Hand …
… und viel Geduld.

Die Schweizer Welt in Klein …

… aber in grossartiger Inszenierung. Smilestones hat das Zeug, neben dem Rheinfall zu einer weiteren touristischen Attraktion zu werden. Mögen noch viele Besucher den Weg nach Neuhausen finden und sich von der Wimmelbilderbuch-Welt faszinieren lassen. Dass die SOVA Social Value GmbH im Bereich Schreinerei bei der Umsetzung des Konzepts mit Integration von beeinträchtigten Menschen zum Gelingen der Miniaturwelt beigetragen hat – ein weiteres bemerkenswertes Detail. Wie klein die Welt doch manchmal ist!

«Know-how zur Verfügung stellen und weitergeben, damit ein Projekt gelingt. Dies war auch meine Aufgabe bei Smilestones. Zudem habe ich Patrick Stutz unterstützt, seine Rolle im Projekt zu finden und ihn darin ermutigt.»

Philipp Schön, Geschäftsleiter der SOVA Social Value GmbH

Regine Frey-Eichenberger
Autorin