Höchster Aargauer zu Besuch

v.l.n.r.: Werner Kübler, Präsident Stiftungsrat Stiftung Wendepunkt/Direktor Universitätsspital Basel; Jean-Pierre Gallati, Regierungsrat/Landammann des Kanton Aargau; Loranne Mérillat, Leiterin Kantonaler Sozialdienst und Sascha Lang, Vorsitzender der Geschäftsleitung Stiftung Wendepunkt

In einem Interview in der Aargauer Zeitung, erschienen in der ersten Januarwoche, verriet Jean-Pierre Gallati auf die Frage, ob er als Landammann die Nähe zum Volk suche, dass es sein Ziel sei, regelmässig Betriebe mit einem Bezug zum Departement Gesundheit und Soziales (DGS) zu besuchen. Gerne möchte er mit Angestellten direkt an ihren Arbeitsplätzen sprechen. Das hat er mit dem Besuch in unserer Stiftung am 24. Januar 2023, in Begleitung von Frau Loranne Mérillat, Leiterin Kantonaler Sozialdienst, in Tat umgesetzt.

Auftakt war nach der gemeinsamen Begrüssung ein angeregtes Gespräch bei der Vorstellung der Stiftung Wendepunkt.

Ein grosses, gemeinsames Thema war die aktuelle Lage bei den Asylsuchenden. Besonders im Fokus des Dialogs standen die Erfahrungen, die die Stiftung Wendepunkt während der Betreuung des Wohnheims für unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA) in den Jahren 2015 bis 2019 gewinnen konnte.

Ein wichtiger Erfolgsschlüssel für die Integration sei die Beziehung; darüber waren sich alle einig. Engagierte Fachpersonen aus denselben Herkunftsländern würden schneller Zugang zu den UMA finden. Sie können den Jugendlichen die Anforderungen der Schweiz aus eigener Erfahrung erklären und ihnen den Zugang zur Schweiz und der neuen Kultur vereinfachen.

Viele der Jugendliche hätten auf dem Weg in die Schweiz herausfordernde Erfahrungen erlebt. Umso wichtiger war es, für sie da zu sein und zuzuhören. Es gab viele bewegende Geschichten von Jugendlichen, die sich schnell und gut integriert hatten und sogar die Kantonsschule besuchen konnten.

Im April 2019 hat die Stiftung Wendepunkt das Wohnheim wieder dem Kanton übergeben. Dankbar schaut die Stiftung Wendepunkt zurück, besonders auf die engagierten Mitarbeitenden, mit denen sie in dieser Zeit unterwegs sein durfte, sowie auf das ihr entgegengebrachte Zutrauen des Kantons, ein solches Wohnheim aufbauen zu dürfen.

Loranne Mérillat erkundigte sich nach der Kooperation Arbeitsmarkt, der schweizweit einzigartigen Zusammenarbeit von IV, RAV und Gemeinden zur Wiedereingliederung von Personen mit Sozialhilfe in den Arbeitsmarkt. Die erfreuliche Antwort war, dass die Anfragen für Potentialabklärungen und Integrationsprogrammen bei der Stiftung Wendepunkt deutlich gestiegen sind.

Ergänzend führe die Stiftung Wendepunkt ein Angebot für Sozialhilfeempfänger in Rothrist, aktuell mit rund 40 bis 50 Personen. Dank sinnvollen und rentablen Aufträgen können ein guter Markterlös erzielt werden und in der Langzeitarbeitslosigkeit eine Tagesstruktur geboten werden, ohne zusätzliche Kosten für die Gemeinden zu generieren.

Sascha Lang betonte, dass die Zusammenarbeit mit dem Kanton immer sehr gut erlebt und geschätzt werde; als sehr pragmatisch, lösungsorientiert und auch kritisch in konstruktiver Art und Weise. In Zukunft zeichne sich ab, dass Angebote wohl noch mehr in Kooperation mit anderen Institutionen entwickelt werden.

Ein weiterer Punkt sei die Vernetzung mit Psychiatrischen Diensten und Beiständen, wodurch schneller Interventionen gewährleistet werden können. Positiv und sehr hilfreich sei die Entwicklung, dass auch Psychiaterinnen und Psychiater neu bei Standortgesprächen dabei sind. Die Zusammenarbeit entwickle sich wirkungsvoll.

Ausblickend meinte Jean-Pierre Gallati, dass die Bedürfnisse sowie die Partnerschaft mit Sozialinstitutionen bleiben werden. Der Kanton habe derzeit keine Ambitionen, diese Angebote intern aufzubauen, sondern habe vielmehr ein grosses Vertrauen in die aktuellen Dienstleister und Anbieter. Gute Beziehungen mit der Wirtschaft seien dabei wichtig. Es empfehle sich stets, das Gespräch zu suchen.

Nach der Gesprächsrunde gab es eine Besichtigung der Arbeitsbereiche am Standort Muhen, wo Klientinnen und Klienten direkt Einblicke in ihre Arbeit und freudig Auskunft über ihre Tätigkeiten gaben. So war Jean-Pierre Gallatis Ziel, direkt mit Klientinnen und Klienten an ihren Arbeitsplätzen zu sprechen, auch von unserer Seite her erfüllt.

Michaela erklärte ihre aktuelle Arbeit. Sie setze Boxen für eine bekannte Schweizer Uhrenfirma zusammen. Man müsse bei diesem Auftrag genau und konzentriert arbeiten, betonte sie. Pro Woche werde eine Palette mit jeweils sechs Kisten geliefert. Pro Kiste seien 140 Boxen enthalten, die zusammengesetzt werden.

Zuvor habe sie Thermostate zusammengebaut oder Steckdosen kontrolliert und abgepackt. Die Arbeit hier in der Montage Logistik empfinde sie als sehr abwechslungsreich und es herrsche ein sehr angenehmes Arbeitsklima.

«Ich fühle mich hier aufgehoben und wohl. Es tut mir gut und ich schätze die Möglichkeiten auch mal zu schnuppern und Neues auszuprobieren.»

Michaela

Michaela ist seit 3. Oktober 2022 in der Stiftung Wendepunkt, im IV-Aufbautraining zur Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Gestartet hatte sie mit einem 50 % Pensum und konnte alle zwei Wochen um eine halbe Stunde bis auf 80 – 100 % erhöhen. Sie schätzt die wöchentlichen Gespräche und fühlt sich sehr gut unterstützt.

Der feine Abschluss machte der Halt in der hauseigenen Konditorei, wo es nicht nur fein duftete, sondern süsse Energie mit einer Packung handgemachter Pralinen auf den Rückweg gab.

Jürg Klaus, Chef-de-Konditorei gibt zusammen mit Daniela, die seit über 15 Jahren an einem Angepassten Arbeitsplatz in der Stiftung arbeitet, Einblicke in der Konditorei.

Zur Person
Jean-Pierre Gallati (57) ist seit November 2019 Mitglied des Aargauer Regierungsrats und Vorsteher des Departementes Gesundheit und Soziales (DGS). In seinem vierten Jahr im Regierungsrat übernahm der Jurist turnusgemäss, zum ersten Mal, das Amt des Landammanns. Vor seiner Wahl in den Regierungsrat war Jean-Pierre Gallati als Anwalt und Fraktionschef der SVP im Grossen Rat tätig. Er lebt in Wohlen, ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Gesundheit ist ein Thema, das ihm persönlich sehr wichtig ist. Er bleibe gern in Bewegung – auch dank seinen Bike-Touren durch die Wälder.


Simone Frei
Leiterin Marketing Kommunikation | Kundenservice