Digital unterwegs

Zweiter Kurstag des Moduls Informatik- und Kommunikationstechnologie (IKT), 9.15 Uhr. Jeder Kursteilnehmende sitzt an einer PC-Station. Auf dem Bildschirm ist die Maske «Artikelverwaltung» eines einfachen Warenbewirtschaftungs­programms ersichtlich. Die Teilnehmenden arbeiten intensiv damit.

Sie lernen, wie man elektronisch Produkte oder Kunden erfasst, Lieferscheine und Rechnungen erstellt sowie Letztere als PDF mittels E-Mail an den Kunden, sprich an den Kursleitenden versendet. Nach jeder Übungssequenz werden im Klassenverband Vorgehensweisen und Resultate besprochen und allfällige Fragen beantwortet. Schriftliche Kursunterlagen und Übungen werden abgegeben. Die wichtigsten Inhalte können auf Youtube nochmals angeschaut und vertieft werden.

Informatikkenntnisse sind ein Muss

Seit 2013 ist der IKT-Kurs ein fester Bestandteil des Wendepunkt-Bildungsangebots. Konzipiert in enger Zusammenarbeit mit der Firma lingua.com galek wird er stets weiterentwickelt im Wissen, dass stellensuchende Personen ihre Chancen im Arbeitsmarkt erhöhen, wenn sie Informatikkenntnisse mitbringen. «Ziel des Kurses ist», so Jürgen Wehmann, Leiter Bildung, «mit verschiedenen Hilfsmitteln Daten zu suchen, zu erfassen und zu verarbeiten. Das eingesetzte Warenbewirtschaftungsprogramm zum Beispiel werden die Stellensuchenden im Arbeitsalltag vielleicht nicht so häufig antreffen. Es geht aber auch nicht primär darum, einzelne Programme im Detail zu beherrschen, sondern die Anwendung von Soft- und Hardware zu erleben, Teilbereiche und Zusammenhänge bei der Warenbewirtschaftung zu erkennen und das Gelernte auf andere Systeme zu übertragen.

«Dank des IKT-Kurses habe ich meine IT-Kenntnisse auffrischen respektive von Grund auf lernen können. Ich habe viel profitiert.»

Klientin Stiftung Wendepunkt

Andreas Wälchli, Leiter Digitalisierung und ICT bestätigt dies. An praktischen Beispielen muss geübt werden, wie mit Software-Anwendungen Geschäftsabläufe und Alltagsarbeiten unterstützt werden können. Weil aber die Informatikentwicklung so dynamisch ist, darf sich dies nicht auf das Verstehen von einzelnen Anwendungen oder Leitfäden beschränken. Es geht vielmehr darum, Ängste abzubauen und Neugierde zu wecken, damit sich Anwenderinnen und Anwender bei Programmänderungen trotzdem wieder zurechtfinden.

Von der Theorie zur Praxis

Nicht nur in Bildungskursen konfrontiert die Stiftung Wendepunkt Klientinnen und Klienten mit der Informatikrealität, sondern auch in ihren Arbeitsbereichen. Seit Dezember 2017 werden Aufträge im Arbeitsbereich «Logistik und Konfektionierung» in Rothrist mittels mobiler Datenerfassung abgewickelt. Ziel ist es, bis Frühjahr sämtliche Aufträge – von der Bestellung bis zum Versand des Materials inklusive Inventur – über das ERP-System Abacus abzuwickeln. Der Nutzen für alle am Prozess Beteiligten ist gross: systemunterstützte Prozesse entlang der Wertschöpfungskette, zentral gespeicherte und für alle Standorte zugängliche Informationen; einfache und qualitativ überzeugende Datenerfassung. Ausgewählte Kunden können mittels Webtool ans System angebunden werden. Dadurch gestalten sich Auftragsabwicklung und Kommunikation auch in den vor- und nachgelagerten Prozessen rationeller. Klientinnen und Klienten lernen, einen Auftrag mit mobilen Geräten und im ERP-System abzuwickeln und arbeiten so in einem Umfeld, welches sie später im ersten Arbeitsmarkt antreffen.

«Der grosse Aufwand diesbezüglich lohnt sich, weil Klientinnen und Klienten sowie unsere Kunden davon profitieren und wir uns als Unternehmen dadurch professioneller aufstellen und dem eigenen Anspruch gerecht werden, möglichst nahe am ersten Arbeitsmarkt zu sein.»

Daniel Lerch, Leiter Standorte Arbeiten in Oftringen und Rothrist

Wo immer sinnvoll, sollen bis Ende 2018 verschiedenste Bereiche der drei Standorte in diese neuen Prozesse eingeführt werden.

Mehr zum Angebot
Bildung | Stiftung Wendepunkt


Regine Frey-Eichenberger
Autorin