Im Rückblick und reflektierend empfindet Muhammet heute die Zeit während seiner Lehre als anspruchsvoll. Einerseits war er zu Beginn viel zu stark in sein Hobby bei verschiedenen Musikgesellschaften und Bands eingebunden. Durch die zahlreichen Auftritte und Engagements war seine ganze Freizeit verplant und das Lernen daheim kam effektiv zu kurz. Anderseits lief im Ausbildungsbetrieb die persönliche Betreuung oft hektisch ab, was für ihn eine Planung schwierig machte.
Geforderte Ausbildungsmassnahmen gingen im Alltag häufig unter. Wie zum Beispiel die Lerndokumentation zu erstellen wurde dadurch relativ spät umgesetzt. Heute weiss er, dass er viel früher hätte reagieren müssen. Doch irgendwie hatte er sich immer wieder gesagt, es wird schon klappen oder er schaffe das schon. Am Schluss reichte es dann doch nicht – wider seines Erwartens nicht im praktischen Teil sondern in der Theorie.
Zukunft – wie weiter?
Der Wille war immer da. Er wollte die Prüfungen unbedingt bestehen. So meldete er sich direkt wieder für das darauffolgende Jahr an. Wie sollte es nun aber weitergehen? Er war unsicher wie er die Prüfungen schaffen sollte. Durch diese Situation fühlte er sich ziel- und hoffnungslos. Dadurch zog er sich immer mehr aus der Gesellschaft zurück. Genau zum richtigen Zeitpunkt kam seine ehemalige Tagesmutter mit einer Idee auf ihn zu. Sie schlug ihm vor, ein Coaching Berufsbildung auszuprobieren. Sie hatte sich bereits über die Bedingungen und das Vorgehen erkundigt. Er wusste nicht genau, was ihn dort erwartete, allerdings dass es an der Zeit war, Unterstützung anzunehmen.
«Ich ging sehr unglücklich ins erste Meeting und zuversichtlich und motiviert wieder nach Hause.»
Muhammet
Motiviert dank Unterstützung
Philip Wiskin, Coach im Auftrag der Fachstelle 1155, hatte seine Bedürfnisse sofort verstanden. Gemeinsam legten sie Ziele fest und wie er diese erreichen konnte. Sie erarbeiteten einen detaillierten Tagesplan. Das heisst, jede Stunde wurde ausgestaltet, von wann bis wann welche Aufgabe zu erledigen ist – inklusive den Pausen. Genau das war es, was er dringend brauchte. Muhammet bekam dadurch einen guten Überblick im nun klar gegliederten Ablauf. Beispielsweise war eine der Arbeiten einen Prüfungsordner zu erstellen. Weiter profitierte er neu zu wissen, was für ihn beim Lernen am besten funktioniert: Nämlich die Texte laut vorzulesen oder mit Kopfhörer Lernvideos anzuschauen. Das Studieren wurde einfacher und machte sogar letztlich mehr Spass. Diesmal bekam er auch viel Hilfe beim Abfragen des Lernstoffs aus seinem privaten Umfeld.
Mit einer systematischen, strukturierten Vorbereitung und dadurch frisch gewonnener Zuversicht ging er ein zweites Mal an die Prüfungen. Eine kleine Prise Ungewissen bleibt natürlich immer. Doch die Investition hatte sich gelohnt. Die Freude über den Erfolg und den erhaltenen Fähigkeitsausweis ist riesig.
Neue Ziele und Hoffnung für die Zukunft
Die bestandene Prüfung öffnet neue Türen. Er würde gerne in der Zukunft noch eine Weiterbildung zum Detailhandelsspezialist ins Visier nehmen. Doch zuerst möchte Muhammet nun im Detailhandel arbeiten und Berufserfahrung sammeln. An diesem Ziel arbeiten sie weiter zusammen. So stehen als nächstes auf seinem Tagesplan das Erstellen von professionellen Bewerbungsschreiben und das fokussierte Suchen. Allerdings gibt es zuvor ein paar verdiente freie Tage zu geniessen. Und manchmal können Träume wahr werden und es lässt sich ein Job in der Wunschsparte Elektrogeräte finden. Wir wünschen ihm das Beste.
«Das Coaching hat mir nicht nur im beruflichen Umfeld weiter geholfen, sondern hat auch meine private Situation positiv verändert.»
Muhammet
Mehr zum Angebot
Coaching Berufsbildung | Stiftung Wendepunkt
Zusätzliche Infos
Das Coaching Berufsbildung (COBE), ein Angebot der Fachstelle 1155, umfasst die Betreuung von Auszubildenden mit erschwerten Voraussetzungen. «Ziel ist es, gemeinsame Lösungen zu finden, damit sich die Ausbildungssituation zufriedenstellend weiterentwickelt und genau solche Situationen wie bei Muhammet im Voraus verhindert werden können.», sagt Philip Wiskin, welcher als Coach in der Stiftung Wendepunkt seit vielen Jahren im Auftrag der Fachstelle 1155 unterwegs ist.
Im Rahmen des Coachings unterstützt eine neutrale Fachperson die Berufsbildungsverantwortlichen in herausfordernden Lehrverhältnissen direkt im Betrieb. Gemeinsam mit den Ausbildungsverantwortlichen und den Berufslernenden erarbeitet sie Strategien und Lösungen, damit das Lehrverhältnis erfolgreich fortgesetzt werden kann.
Simone Frei
Leiterin Marketing Kommunikation | Kundenservice